„Ich brenne für das, was ich tue“
Wenn Uwe Herschleb gefragt wird, ob er Spaß an seinem Beruf hat, muss er nicht lange überlegen. Oft sei der Alltag stressig und manchmal komme er auch an seine Grenzen, „aber ich habe viel Freude an meiner Arbeit. Ich brenne für das, was ich tue“, sagt er. Der gebürtige Bautzener arbeitet seit 2018 in Hamburg bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Der 38-Jährige begleitet Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen, ist in der Beratung, Krisenintervention und Fortbildung tätig. Sich für die Betroffenen einzusetzen, gemeinsam einen Weg zu suchen, Entwicklungschancen zu fördern und Krisen zu bewältigen, das reizt ihn an seiner Arbeit. „Es ist schön zu sehen, dass ich unterstützen kann.“
Die Menschen aus ihrer Einsamkeit und Isolation zu holen, ist eine Herausforderung, der sich Uwe Herschleb in seinem zweiten Arbeitsfeld stellt. Mehrere Stunden in der Woche arbeitet er auch für die „Schatzkiste“, die dem Beratungszentrum Alsterdorf ebenfalls angegliedert ist. Eine Partnerschaftsvermittlung für Menschen mit Behinderung, die er vom Singletreff zu einem offenen Treff gewandelt hat, wo sich Interessierte treffen, schwatzen, kennenlernen und gemeinsam etwas unternehmen können. „Netzwerktreffen“ nennt der EHD-Alumnus das. „Es geht nicht nur um Partnerschaften, sondern um Freundschaften.“ Einsamkeit ist ein großes Thema, erst recht seit Corona. Die Pandemie sei für viele seiner Klienten*innen „Isolation pur“, der Gesprächsbedarf riesig. Regelmäßige Treffen und Freundschaften bedeuteten daher immer auch, „neue Möglichkeiten im Leben zu erhalten“, betont er.
Der Vater zweier Kinder schätzt die große Bandbreite seiner Arbeit. Auf die fühlt er sich durch sein Studium an der Evangelischen Hochschule gut vorbereitet. Von 2010 bis 2015 hat er seinen Bachelor und Master in Heilpädagogik gemacht. Weil er Ende 20 war, als er sein Studium begann, habe er einen ganz anderen Blickwinkel gehabt. „Ich habe sehr viel diskutiert und mich ausprobiert.“ Als Heilerziehungspfleger hatte Uwe Herschleb zuvor schon viele Jahre mit schwerstbehinderten Menschen gearbeitet. Er bildete sich autodidaktisch weiter, doch das reichte ihm irgendwann nicht mehr. „Ich wollte eine akademische Ausbildung.“ Er holte das Abitur nach und suchte nach einem Studienplatz. An der EHD reizte ihn vor allem der Praxisbezug und das verpflichtende Auslandssemester. Das machte er später in Irland an einer Regelschule, die auch Kinder bildungsferner Schichten besuchten. Während seines Aufenthaltes arbeitete er mit ihnen an inklusiven Projekten. Das Studium, sagt der Alumnus, habe seine Erwartungen erfüllt. „Ich habe an der Evangelische Hochschule viel fachliches Handwerkszeug mit auf den Weg bekommen.“
(Text: Astrid Ludwig)