Der im Jahre 1906 auf Anregung der »Freien landeskirchlichen Vereinigung« gegründete »Hessische Diakonieverein e.V.« schuf 1909 als Mittelpunkt seiner Arbeit nicht ein Krankenhaus, sondern eine Ausbildungsstätte, ein Gemeindepflegeseminar, um Ziele der »Gründlichkeit in der religiösen Vertiefung und medizinischen Ausbildung als Ausrüstung für die Krankenhauspflege und Gemeindediakonie zu erreichen.« Initiator war der Pfarrer der Darmstädter Johannisgemeinde, D. Johannes Guyot. Unter seinem Sohn Paul Daniel Guyot wurde dieses Zentrum des Vereins in das Heimathaus (Freiligrathstr. 8) verlegt und dort 1927 zur Wohlfahrts- und Pfarrgehilfinnenschule ausgebaut.
Kamen die Anstöße zur Gründung des Hessischen Diakonie-Vereins u.a. aus dem »Selbständigkeitsstreben in unserer Frauenwelt«, so empfing die neue Wohlfahrtsschule ihre Impulse aus dem der neuen Wohlfahrtsgesetzgebung folgenden Ausbau der Familien- und Säuglingsfürsorge (Marie Baum. Amalie Keller). Die enge Zusammenarbeit der Gründer mit der damaligen Hessischen Landesregierung, führte zur staatlichen Anerkennung als Wohlfahrtsschule.
Von 1927 bis 1950 stand die Schule, in der nur nebenberufliche und ehrenamtliche Lehrer aus der vielfältigen sozialen und kirchlichen Praxis tätig waren, unter der Leitung des Vereins-Vorsitzenden Pfarrer Paul Daniel Guyot. In diese Zeit fällt die erste Phase einer verheißungsvollen Aufwärtsentwicklung, die der jungen Schule viele öffentliche Anerkennung bringt, da sich ihre Absolventinnen in den Nöten und sozialen Problemen einer wirtschaftlichen und politischen Krisenzeit bewähren. Unter dem politischen Druck des NS-Regimes kann sich die Schule noch bis 1942 halten, muss sich aber gefallen lassen, dass ihr ideologisch bestimmte Unterrichtsfächer und ein neuer Name »Volkspflegeschule« aufgedrängt werden. Da sie im Kern nicht anpassbar war wurde sie schließlich 1942 geschlossen, während das Gemeindepflegeseminar bestehen blieb.
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg macht eine Wiedereröffnung der Schule möglich, aber auch nötig. Wieder verbinden sich Impulse aus dem Verein mit Anforderungen aus Staat und Gesellschaft, da die großen sozialen Probleme der Nachkriegszeit fachkundige Mitarbeiter fordern. Die Schule wird daher 1946 als »Seminar für soziale Berufsarbeit und evangelische Gemeindepflege« neubegründet, zum ersten Mal auch für männliche Studierende geöffnet.
Die wachsenden Anforderungen an eine qualifizierte Ausbildung für soziale Berufe machte 1950 die Anstellung einer ersten hauptberuflichen Dozentin nötig. Mit Dr.phil. Waldtraut Krützfeldt-Eckhard konnte dafür eine ehemalige Schülerin gewonnen werden. Ihre Amtszeit von 1950 bis 1976 umfasst ebenso eine schnelle Entwicklung der sozialen Arbeit wie einen schnellen Wandel der Ausbildungsformen, der an den Namen »Seminar für soziale Berufsarbeit und evangelische Gemeindepflege« (1946), »Höhere Fachschule für Sozialarbeit« (1967). »Evangelische Fachhochschule« (1971) ebenso abzulesen ist, wie an dem wachstumsbedingten Wechsel der Adressen Freiligrath-Str. 8 (1927). Moosbergstr. 2 (1960). Zweifalltorweg 12 ( 1969). Dahinter verbirgt sich zugleich das zunehmende Engagement des Trägers, dessen Vorsitz Mitte der 60er Jahre Pfarrer Hans Orth übernommen hatte.