Unsere Absolvent:innen


Laura Brüchle

„Wir haben das gemeinsam gut hinbekommen“

Alumna Laura Brüchle hat ihren Bachelor im Studiengang Soziale Arbeit gemacht. Als Kind lebte sie viele Jahre in der Jugendhilfe und einer Wohngruppe der Diakonie Hessen. Das Studium an der Evangelischen Hochschule, auf dem Campus Hephata in Schwalmstadt, gab ihr Rückhalt und Selbstvertrauen. Jetzt will sie in Teilzeit sogar ihren Masterabschluss machen.

Laura Brüchle ist stolz auf ihren Studienabschluss. „Das ist gar nicht so selbstverständlich, dass das alles so gut geklappt hat“, sagt die 26-Jährige. Aus eigener Anschauung und heutiger beruflicher Erfahrung weiß sie, „dass nur fünf Prozent der Jugendlichen, die aus der Jugendhilfe kommen, überhaupt ein Bachelorstudium abschließen“. Kinder und Jugendliche, die in Pflegefamilien oder Wohngruppen groß werden, haben viele Hürden bis zum Erwachsenenleben zu nehmen. Familiäre Unterstützung oder emotionalen Rückhalt erleben sie meist nicht so wie andere Jungen oder Mädchen, die mit Vater und Mutter aufwachsen. Laura Brüchle kam mit sechs Jahren in die Obhut des Jugendamtes, Kontakt zur Mutter hat sie keinen. Bis sie 18 Jahre alt wurde, lebte sie sechs Jahre in einer betreuten Wohngruppe der Hephata Diakonie in Schwalmstadt. Dort fühlte sie sich wohl, doch die Jugendhilfe endete mit der Volljährigkeit. „Der Übergang war sehr abrupt und ich fühlte mich verloren“, berichtet sie. 

Ihr Fachabitur hatte sie da gerade bestanden und ihr Ziel zum Glück schon vor Augen. Sie wollte Soziale Arbeit studieren: „Ich habe gute Erfahrung mit dieser Arbeit gemacht. Meine Betreuer und Betreuerinnen waren alle sehr herzlich und fürsorglich“. Den Bachelor-Studiengang und Schwalmstadt-Campus der Evangelischen Hochschule Darmstadt wählte sie, weil sie in vertrauter Umgebung bleiben wollte und zwei ihrer früheren Betreuerinnen ebenfalls bereits hier studiert hatten. „Es ist ein kleiner, familiärer Standort. Es hat mir gutgetan, dass die Hochschule nicht so groß ist“, sagt Laura Brüchle. 

Schon im Vorfeld hatte sie Gespräche mit Verantwortlichen der EHD geführt und auch im Laufe des Studiums selbst fühlte sie sich von den Lehrenden gut beraten und immer wieder auch motiviert. „Man hat Rücksicht auf meinen persönlichen Hintergrund genommen.“ Manchmal seien ihr dennoch Zweifel gekommen, „ob das Studium das Richtige für mich ist“, berichtet sie. Finanziell war es nicht einfach, sie jobbte nebenher in einer Gaststätte und im Einzelhandel, brauchte länger als die Regelstudienzeit. Professor*innen und auch befreundete Studierende standen ihr jedoch zu Seite. „Wir haben das gemeinsam gut hinbekommen. Das wäre so an einer anderen Hochschule nicht möglich gewesen“, ist sie sicher. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie über Rechtsextremismus unter Jugendlichen. Bewusst wählte sie ein Thema abseits ihrer eigenen Erfahrungen und Vergangenheit.

Seit drei Jahren nun arbeitet Laura Brüchle als Referentin für den „Careleaver e.V.“, einen deutschlandweit agierenden Verein, der sich um junge Menschen kümmert, die nicht länger von der Jugendhilfe betreut werden. Hier kann die 26-Jährige ihre eigene Jugendhilfegeschichte und Erfahrung mit professionellem Blick einbringen. Meist arbeitet sie dabei im Homeoffice von Schwalmstadt aus. Die EHD-Alumna leistet Netzwerk- und Gremienarbeit, berät Betroffene, schreibt mit ihnen zusammen Anträge etwa für finanzielle Hilfen oder Stipendien, sie organisiert Veranstaltungen oder auch Workshops. „Das Studium hat mein Auge geschult für die Menschen, mit denen ich arbeite. Es hat mir aber auch viele Werkzeuge an die Hand gegeben, darunter etwa sozialpolitische Aspekte, die ich vorher gar nicht so im Blick hatte.“

2024 hat Laura Brüchle in Teilzeit ein Masterstudium in „Soziale Arbeit“ an der Evangelischen Hochschule begonnen, diesmal am Campus Darmstadt. Sie möchte nochmals eine andere Perspektive auf ihre Arbeit gewinnen. (alu)

Laura Brüchle, Foto: privat

Jakob Beckers

„Das Studium hat meine analytische Kompetenz verbessert“

Jakob Beckers hat seinen Masterabschluss im Studiengang „Soziale Arbeit“ gemacht. Der Alumnus hatte sich bewusst für die Evangelische Hochschule Darmstadt entschieden, „weil sie einen sehr guten Ruf gerade in der kritischen Sozialen Arbeit hat“. Heute arbeitet der 31-Jährige in Darmstadt in einer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen für geflüchtete Menschen.

Jakob Beckers stammt aus einem kirchlich geprägten Umfeld. Sein Vater engagiert sich als Presbyter in einer evangelischen Gemeinde in Mönchengladbach. Für sein Bachelor-Studium wählte Jakob Beckers die katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen in Aachen. „Eine gute Adresse, um Soziale Arbeit zu studieren“, sagt er. Dabei war ihm nach dem Abitur noch nicht so richtig klar, wohin die Reise einmal gehen würde. Er entschied sich für den Bundesfreiwilligendienst in einer Altenpflege-Einrichtung und merkte, dass ihm die Arbeit dort mit den älteren Menschen gefiel. „Ich erkannte meine Affinität zu helfenden Berufen“, berichtet er.

Das Studium „Soziale Arbeit“ war für ihn die richtige Wahl. „Das Fach hat mich begeistert“, sagt Jakob Beckers. Weil er sein Wissen nach dem Bachelorabschluss vertiefen wollte, wählte er für den Masterstudiengang die Evangelische Hochschule Darmstadt. Wiederum eine kirchliche Hochschule. „Für die EHD habe ich mich entschieden, weil sie einen sehr guten Ruf gerade in der kritischen Sozialen Arbeit hat“, erläutert er seine Entscheidung. In Darmstadt sah er die Möglichkeit, seine analytischen Perspektiven zu erweitern – gerade in Bezug auf Genderwissen und Queertheorien, Männlichkeitsforschung oder auch intersektionale Verschränkungen, also wenn verschiedene Diskriminierungen Benachteiligungen verstärken und in ihren Verschränkungen eigene Effekte erzeugen. „Gerade in der Praxis macht es einen Unterschied, mit welcher Haltung und mit welcher eigenen Perspektive auch auf unsere Standortgebundenheit wir Situationen betrachten oder bewerten und somit vielleicht unbewusst zu Diskriminierungen beitragen“, beschreibt er seine Motivation. 

Das Studium an der Evangelischen Hochschule Darmstadt habe nicht nur seine Perspektive erweitert, sondern hat auch „meine Fähigkeit zur Reflexion und meine analytische Kompetenz verbessert“, bilanziert Jakob Beckers. Seine Expertise kann er heute an die Menschen weitergeben, mit denen er seit Herbst 2024 auf einer festen Stelle zusammenarbeitet. Der 31-Jährige ist in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Darmstadt tätig. Zwischen 350 und 500 Menschen leben dort, darunter Familien, aber auch allein reisende Männer und Frauen. Jakob Beckers ist einer von neun Sozialarbeiter:innen in dem rund 39-köpfigen Betreuungs-Team. 

Seine Aufgabe sieht er vor allem in einer vermittelnden, verbindenden Arbeit. Er kommuniziert mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), den Ausländerbehörden, unterstützt die Geflüchteten bei Asylverfahren, Sprachkursen oder vermittelt bei psychischen Belastungen - wie etwa Traumatisierungen - auch an psychosoziale Angebote. Weil vielfach die Arbeit über Übersetzer:innen läuft, kommt ihm zugute, dass er im Masterstudium auch viel zum Thema Gesprächsführung und den Einsatz von Gesprächstechniken gelernt hat. „Ich achte verstärkt auf die Körperhaltung, Tonlage, die Atmosphäre, Emotionen, die die Menschen ausstrahlen.“ Die politischen Diskussionen der vergangenen Monate habe bei vielen Geflüchteten für Verunsicherung gesorgt. „Sie fragen sich, wie es nun weitergeht“, berichtet er von seinem Alltag. 

Seine Arbeit macht Jakob Beckers Spaß. Der Alumnus spielt jedoch auch mit dem Gedanken zu promovieren oder sich verstärkt weiterzubilden in Richtung systemische Beratung. „Ich möchte wachsen. Die Verbindung von theoretischem Wissen und praktischem Handeln steht deshalb weiterhin im Fokus meines beruflichen Alltags und meiner Zukunftsplanung. Denn im Studium habe ich gemerkt, wie gerne ich lerne.“ (alu)

Jakob Beckers, Foto: privat

Almut Siodlaczek

„Dinge in einen größeren Kontext stellen“

Almut Siodlaczek hatte bereits mehrere Jahre Berufserfahrung als Gemeindediakonin gesammelt und war Mutter dreier Kinder, als sie sich für ein Bachelor-Studium in „Soziale Arbeit“ an der EHD entschied. Weil sie Gefallen am Studieren fand, absolvierte die heute 58-Jährige anschließend neben ihrer Stelle in der Stadtteilarbeit auch noch einen Masterabschluss in Teilzeit. „Das Studium hat meinen Horizont erweitert und mir Sicherheit gegeben“, sagt die Alumna.

Kann ich studieren mit drei Kindern? Schaffe ich das zeitlich und auch kognitiv? Almut Siodlaczek war zwar motiviert, aber keineswegs sicher. Viele Jahre hatte sie sich ehrenamtlich in der Kirche engagiert, eine kirchliche Ausbildung zur Gemeindediakonin gemacht und später als Jugendreferentin beim CVJM gearbeitet. Als die Kinder größer wurden, merkte sie, dass ihr Familie und Ehrenamt nicht mehr reichten. „Ich wollte mich weiterbilden, meine Kenntnisse vertiefen“, erklärt sie. Die EHD wählte Almut Siodlaczek, weil das evangelische Profil ihr wichtig war. Sie ging zu einem der Kennenlerntage an der EHD, um sich beraten zu lassen. „Es war sehr ermutigend, als mir klar wurde, dass die Hochschule bewusst auch Studierende mit Lebens- und Berufserfahrung sucht.“

Am ersten Tag des Semesterbeginns in der großen Aula verflogen dann auch die letzten Reste möglicher Zweifel. „Schon bei der ersten Veranstaltung wurde das große Altersspektrum deutlich“, erinnert sie sich. So gab es gleich mehrere Studentinnen im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit, die älter waren. „Es war von Beginn an ein sehr gutes Miteinander.“ In den Arbeitsgruppen waren die älteren Studierenden durchaus beliebt, „weil wir ja schon Praxiserfahrung hatten und für die Jüngeren eine Hilfe sein konnten.“ Almut Siodlaczek merkte, dass sich sehr viele Anknüpfungspunkte zwischen ihrer bisherigen Arbeit und dem Studium ergaben. Sie hatte bereits in ihrer Gemeinde und an ihren Arbeitsstellen Öffentlichkeitarbeit betrieben, Predigten formuliert und auch Seelsorge geleistet. „Es war gut zu sehen: Ich komme nicht mit Nichts.“

Und auch sonst fiel ihr das Studium unerwartet leicht. „Mein Hirn ist dehnbar“, sagt sie und lacht. „Insgesamt war es eine große Horizonterweiterung“, so ihr Fazit. Das wissenschaftliche Arbeiten empfand sie als bereichernd. „Ich habe Sicherheit im Umgang mit Menschen erlangt und zu wissen, welche Hilfe für sie die richtige ist oder welche Aufgabe passend.“ Ihre Prüfungen und Studienarbeiten schloss Almut Siodlaczek mit sehr guten Noten ab. „Mein Sohn hatte auch gerade sein Studium begonnen. Er beschwerte sich, dass seine Mutter die Latte so hoch hängt“, schmunzelt sie.

Ihre Praxisphasen absolvierte die Alumna in der Gemeinwesenarbeit, ein Schwerpunkt, für den sie sich entschieden hatte. Sie arbeitete für das Diakonische Werk in Groß-Zimmern und später ein Semester lang im Muckerhaus in Darmstadt-Arheilgen, eine Einrichtung des Diakonischen Werks Darmstadt-Dieburg. In dem Zentrum finden Deutschkurse für Migrant:innen statt, ehrenamtliches Engagement oder auch Bürgeraktivitäten. Ein Zentrum, in dem sie nach ihrem Bachelorabschluss auch ihre erste Stelle antrat. Die Arbeit im Stadtteil ließ sich gut mit ihrem anschließenden Teilzeit-Masterstudium verbinden. „Ich hatte Spaß am Studieren gefunden.“ Die 58-Jährige forschte unter anderem zu Themen wie Kunst und Kultur im Gemeinwesen und auch zu einem speziellen Genderaspekt der Migrationsarbeit - zu Frauen, die über eine Heirat nach Deutschland kommen.

Nach sieben Jahren in Arheilgen wechselte Almut Siodlaczek 2023 in die Quartiersarbeit und das Quartiermanagement der Darmstädter Lincolnsiedlung. „Ich wollte etwas Neues kennenlernen“, sagt sie. „Das Studium hat mir die theoretischen Grundlagen, die Grundsätze und Standards sozialer Arbeit an die Hand gegeben“, bilanziert sie. Die notwendige Orientierung, „um nicht mehr nur aus dem Bauch heraus zu entscheiden“, wie sie es beschreibt. Sie betrachte nun Zusammenhänge reflektierter, könne dahinter schauen. „Ich habe gelernt, die Dinge in einen größeren Kontext zu stellen.“ Und auch in ihrer Familie sei durch das Studium eine sehr gute Diskussionskultur entstanden, erzählt sie. (alu)

Almut Siodlaczek, Foto: privat

Sinem Dagli

„Menschlich kann ich viel erreichen“

Ihr Studium in Sozialer Arbeit hat Sinem Dagli erfolgreich mit dem Bachelor abgeschlossen, nachdem sie zwischendrin immer mal wieder eine Pause einlegen musste. Heute arbeitet die 33-Jährige in Mainz in der Gemeindewesen-Arbeit mit Familien und Jugendlichen. Als Muslima fühlte sie sich an der Evangelischen Hochschule gut aufgehoben.

Sinem Dagli kommt eigentlich aus Köln, „doch Darmstadt stand ganz oben auf meiner Liste“, sagt sie. Das Fachabitur hatte die junge Frau mit türkischen Wurzeln an einer höheren Handelsschule für Wirtschaft gemacht, für Soziale Arbeit interessierte sie sich aber schon seit der Schulzeit. Im Sozialwesen hatte die Evangelische Hochschule Darmstadt einen sehr guten Ruf, erzählt sie. „Daher wollte ich unbedingt dorthin zum Studium.“

Sinem Dagli ist Muslima. „Ich war neugierig, welche Rolle religiöse Motive an einer christlichen Hochschule spielen“, sagt sie. Glücklich war sie über die familiäre Atmosphäre, die an der EHD herrschte. „Ich habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt“, betont die 33-Jährige. Viele der von ihr belegten Seminare beinhalteten auch religiöse Aspekte. „Ich habe mit den Dozenten*innen immer intensiv diskutieren können. Sie waren sehr weltoffen und kompetent.“ Gefreut hat sie sich über den Gebetsraum, den die EHD einrichtete und der Studierenden aller Konfessionen offenstand. „Ich würde jederzeit wieder in Darmstadt studieren“, sagt Sinem Dagli.

Die junge Frau musste ihr Studium selbst finanzieren, nebenher in Teil - oder auch Vollzeit arbeiten. Das war nicht immer leicht. 2012 brach sie ihr Studium ab, kehrte zurück nach Köln. Eine Entscheidung, die sie Monate später revidierte und im dritten Semester wieder in den Studiengang in Darmstadt einstieg. „Ich habe gerne studiert“, betont Sinem Dagli. Sie kann sich daher auch vorstellen, ein Masterstudium anzugehen. Aber erst nach dem Ende der Pandemie, „wenn man wieder auf dem Campus sein kann“, sagt sie.

Eher unverhofft landet sie nach dem Bachelorabschluss im Stadtteiltreff-Gonsenheim in Mainz. Ihr Studienschwerpunkt lag eigentlich auf frühen Hilfen und Erziehungshilfen für Kinder und Jugendliche. Jetzt beschäftigt sie sich mit Gemeindewesenarbeit und außerschulischer Bildung. Sie betreut Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Situationen. In der Einrichtung arbeiten vier Hauptamtliche und 300 Ehrenamtliche in der Betreuung und Beratung. Es gibt eine Schülerhilfe, eine Kinderwerkstatt oder auch einen Chor, eine Zeitung und Ferienangebote. Für Sinem Dagli eine Teilzeitstelle. Die übrige Zeit arbeitet sie als Selbstständige in der Familienhilfe.

Die Gemeindewesenarbeit empfindet sie als „sehr kreativ, facetten- und lehrreich“. Gut gefällt ihr, dass sie eigene Ideen und Konzepte entwickeln und ausprobieren kann. „Politisch, ethisch und menschlich kann ich viel erreichen. Das inspiriert mich“, sagt die 33-Jährige.

Text: Astrid Ludwig

Foto: privat

Dominik Kohlmaier

„Ich fühlte mich abgeholt“

Dominik Kohlmaier hat Soziale Arbeit an der EHD studiert und ist heute beim Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg im Quartiermanagement der Darmstädter Waldkolonie angestellt, einem von sozialen Unterschieden, Migration und Flucht geprägten Stadtteil. Auf diese sehr vielschichtige Tätigkeit fühlt sich der 31-Jährige durch sein Studium gut vorbereitet.

Die diakonische Arbeit kennt Dominik Kohlmaier seit Jahren. Schon während des Studiums war er immer wieder in Einrichtungen des Wohlfahrtsverbandes tätig – teils nebenberuflich, um sich seinen Studienaufenthalt in Darmstadt zu finanzieren, aber auch sein offizielles Praxissemester an der EHD absolvierte er beim Diakonischen Werk. Das „bunte, vielschichtige Arbeitsfeld“ gefällt ihm. Nach seinem Bachelorabschluss wechselte er daher im April 2019 auf die Stelle im Quartiersmanagement der Waldkolonie, einem Viertel, das durch hohe soziale Ungleichheiten gekennzeichnet ist und in dem seit 2015 auch viele geflüchtete Menschen Unterkunft gefunden haben. Hier bietet das Diakonische Werk in einem Gemeinschaftshaus unter anderem eine niedrigschwellige Sozialberatung an. Dominik Kohlmaiers Tätigkeitsfeld ist breit gefächert: „Die Spannweite reicht von Unterstützungsleistungen für Menschen aus einem sozialen Brennpunkt über Förderung von Maßnahmen im Bereich Flucht und Migration“, sagt er. So hilft der 31-Jährige Ratsuchenden bei Behördengängen, bei der Bewältigung von Anträgen, unterstützt und fördert sie im Alltag. „Wir bauen zusammen mit den Menschen ein Netzwerk auf, das sich an ihrem Bedarf orientiert.“

Aus einem Forschungsprojekt der Evangelischen Hochschule Darmstadt namens „Gemeinsam leben und älter werden“ in der Waldkolonie ist eine Vielzahl an Initiativen und Angeboten entstanden, darunter ein Begegnungs- und Erzählcafé oder auch ein jährlich stattfindendes Begegnungsfest der Kulturen. Dominik Kohlmaier arbeitet im Projekt „Willkommen in der Waldkolonie“ mit, das über das hessische Sozialbudget finanziert wird. Der EHD-Alumnus begleitet unter anderem freiwillige Angebote für geflüchtete Menschen, die von Ehrenamtlichen getragen werden. Ein abwechslungsreicher Arbeitsalltag, der ihn begeistert. Gleich in mehreren Bereichen kann er aktiv werden und helfen, die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern.

Dominik Kohlmaier stammt aus Süddeutschland. Er ist am Bodensee aufgewachsen, hat zunächst eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger gemacht und ein paar Jahre mit Menschen mit Beeinträchtigung gearbeitet. Doch er wollte sich weitere Ziele stecken: „Ich wollte studieren, mehr Wissen sammeln und auch bewusst auf einem anderen Gebiet als der Heilpädagogik“, erzählt er. Er entschied sich für Soziale Arbeit und die Evangelische Hochschule Darmstadt. „Das Familiäre, das Kleine hat mir gefallen. Ich brauche eine kleine Lernatmosphäre“, erzählt er. Schnell merkte er nach Studienbeginn, dass diese Entscheidung richtig war. „Ich habe mich abgeholt gefühlt.“

An seinen Lehrkräften, die ihm auch Vorbild wurden, schätze er deren kritische Perspektive, erzählt der Alumnus. Er habe fachlich fundierte Gesellschaftskritik erlebt, das Bemühen um Reflektion und darum, sich immer wieder auch selbst zu spiegeln. „Das hat mich geprägt“, sagt er. Im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit habe er Theorie und Praxis verknüpfen können und auch gelernt „zu argumentieren“. Für den Masterabschluss wechselte er dann auf die benachbarte Hochschule Darmstadt, weil ihn dort ein speziell auf soziologische Themen zugeschnittener Studiengang interessierte. Seine Zeit an der Evangelischen Hochschule bezeichnet Dominik Kohlmaier als „eine gute Vorbereitung auf meine spätere Arbeit“.

Text: Astrid Ludwig

Dominik Kohlmaier schätzt das Familiäre an der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Foto: privat