Unsere Absolvent:innen - Experten im Gesundheitswesen


Christine Langenbach

„Viele Studieninhalte kann ich in der Praxis anwenden“

Christine Langenbach ist Pionierin. Ihre Stelle im Gesundheitsamt der Stadt Offenbach wurde erst vor eineinhalb Jahren neu geschaffen. Die 28-Jährige ist die erste dort, die sich Koordinatorin für Gesundheitsförderung und Prävention nennen darf. Ihre Projektstelle wurde von der Stadt initiiert. Gefördert wird sie von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen des GKV-Bündnisses für Gesundheit. Langenbachs Arbeit soll dafür sorgen, dass das Thema Gesundheitsförderung in der Stadt viel stärker als bisher in den Fokus rückt. „Der Bereich ist riesengroß“, sagt sie. Ihre Aufgabe ist es, die Bedarfe und Bedürfnisse in Offenbach zu analysieren und die bereits vorhandenen Angebote, Ressourcen und Aktiven zu vernetzen und Potenziale auszubauen. Eine Herausforderung, die ihr Spaß macht. Und für die sie sich gut gerüstet fühlt: „Ich kann viele Studieninhalte in die Praxis umsetzen“.

Die gebürtige Westerwälderin stammt aus einer Familie, „in der die Hälfte in der Pflege oder im Krankenhaus arbeitet“, erzählt sie. Ein Praktikum im Krankenhaus weckte bei ihr das akademische Interesse an der Gesundheitsförderung, weshalb sie sich nach der Schule für den Bachelorstudiengang Pflege und Gesundheitsförderung an der EHD entschied. Die familiäre Atmosphäre an der Hochschule, der enge Kontakt zu den Lehrenden gefiel ihr. „Ich habe viel gelernt.“ Vor allem die im Studium behandelten Module, die sich mit medizinischen Grundlagen, Pflegewissenschaften, Sozialforschung oder Kommunikation befassten, kommen ihr heute zu Gute. Die Inhalte des Kommunikationsmoduls „waren Gold wert und haben mir sehr weitergeholfen“, erzählt die Alumna. „Kommunikation ist für meine jetzige Arbeit als Koordinatorin für Gesundheitsförderung das A und O.“

Um sich an ihrem neuen Arbeitsplatz im Gesundheitsamt einen Überblick zu verschaffen, nahm Christine Langenbach in einem ersten Schritt eine Bedarfs- und Bestandsanalyse vor. In einer Online-Befragung unter beispielsweise städtischen Ämtern, freien Trägern und Vereinen klärte sie, welche Offenbacher Organisationen sich mit welchen Themen und Zielgruppen in der Gesundheitsförderung beschäftigen, welche Netzwerke, Angebote oder Bedarfe existieren oder auch, welche Qualitätsstandards bei Projekten umgesetzt werden. Herauskam unter anderem, dass es viele Akteur:innen gibt, die zur Gesundheitsförderung in Offenbach beitragen, diese aber besser vernetzt sein könnten. Mittlerweile wurden solche Netzwerke gegründet oder weiterentwickelt, berichtet sie. Langenbach nahm auch das Fachwissen in den Blick und organisierte eine Schulung dazu, wie sich Angebote in der Gesundheitsförderung qualitativ hochwertig konzipieren und umsetzen lassen. Gemeinsam mit weiteren Akteur:innen der Stadt, bot sie einen Workshoptag zur mentalen Gesundheit für Kinder und Jugendliche an. Zudem griff sie Themen wie die Bewegungsförderung für ältere Menschen auf. Ein Bereich, um den sie sich in einem Projekt zuvor beim Sozialamt der Stadt gekümmert hatte.

„Die strategische kommunale Gesundheitsförderung ist jung und noch im Auf- und Ausbau“, sagt die 28-Jährige, die ihr Studium an der EHD um einen Master in „Public Health“ an der Hochschule Fulda ergänzte. Auf Christine Langenbach warten viele Aufgaben. So wird bei der Stadt Offenbach aktuell eine neue Steuerungs- und Kooperationsstruktur weiterentwickelt. Ein Ziel ist, „dass alle Bereiche und Ämter der Stadt das Thema Gesundheitsförderung mitdenken“, berichtet sie. Wie sich Veränderungen im System und neue Strukturen erfolgreich umsetzen lassen, darüber hat die EHD-Alumna sogar ihre Bachelorarbeit geschrieben. „Changemanagement“ hieß ihr Thema. (alu)

Christine Langenbach hat Pflege und Gesundheitsförderung studiert und arbeitet heute im Gesundheitsamt der Stadt Offenbach, Foto: privat

Britta Opel

„Das Studium hat mir einen externen Blick auf das Gesundheitswesen ermöglicht“

Britta Opel verantwortet die Fort- und Weiterbildung bei der gemeinnützigen „Alice-Care“ am Alice-Hospital in Darmstadt und damit auch das innerbetriebliche Gesundheitsmanagement für rund tausend Beschäftigte. Die 54-Jährige hat an der Evangelischen Hochschule Pflege und Gesundheitsförderung studiert. Ein Studium, das ihr den externen Blick auf das Gesundheitswesen ermöglicht und sie fachlich auf ihr heutiges Berufsleben vorbereitet hat, lobt sie.

Den speziellen Geruch der Krankenhausflure, ärztliche Visite, Schwesternzimmer und OP-Säle – das alles hat Britta Opel schon als kleines Kind hautnah miterlebt. „Ich bin fast groß geworden im Krankenhaus“, scherzt sie. Nicht weil sie krank gewesen wäre, sondern weil ihr Vater Anästhesie-Pfleger war und sie viel teilhaben ließ an seinem Beruf. Dass sie später selbst in diesem Umfeld arbeiten wollte, war früh klar. „Eigentlich wollte ich jedoch Ärztin werden“, erinnert sich Britta Opel, die damals in Siegen lebte.

Die Zulassung zum Medizinstudium hatte sie in der Tasche, doch dann besann sich die junge Frau doch anders. Der Weg bis zur Berufsausübung erschien ihr sehr lang, die Arbeit als Assistenzärztin zu wenig wertgeschätzt. Opel wollte Zeit für die Menschen haben und Patienten nicht „durchschleusen“. Ende der 1980er Jahren entschied sie sich für eine Krankenpflegeausbildung, speziell für die Anästhesie wie sie schon ihr Vater gemacht hatte. Ausbildung und erste Berufsjahre verbrachte sie in einem interdisziplinären Team in der Notaufnahme einer Lübecker Klinik. Der enge kollegiale Austausch, das Miteinander verschiedener Fachrichtungen und die Zeit mit den Patienten*innen gefielen ihr sehr. Opel war früh Mutter geworden, die Arbeit als Krankenschwester beschreibt sie als einen „Beruf, in dem man immer arbeiten kann“.

Doch nach rund einem Jahrzehnt Krankenhausalltag ertappte sie sich bei dem Gedanken, „dass es mehr geben muss als praktisches Handeln“. Sie wollte ihre Praxiserfahrung mit theoretischem Wissen unterfüttern. Sowohl ihr Mann als auch sie entschieden sich für ein Studium in Darmstadt. Er hatte an der TU studiert und sie wählte die EHD. Mit fast 30 Jahren und als Mutter eines Teenagers saß sie also plötzlich mit teils viel jüngeren Kommilitonen*innen im Vorlesungssaal der Hochschule. „Ich war im ersten gemischten Jahrgang“, erinnert sie sich. Erstmals waren Studierende gleich nach der Schule ohne vorherige Ausbildung zum Studium in Pflege und Gesundheitswissenschaften an der EHD zugelassen. Opel war allerdings froh über ihr Vorwissen zu Krankenhausabläufen und Umgang mit Patienten. „Das hat mir im Studium sehr geholfen“, sagt sie.

Ihr Studium – während der Millenniumjahre noch mit Diplomabschluss – empfand sie als sehr bereichernd. Einige der Seminare besuchte sie gemeinsam mit Kommilitoninnen aus der Sozialen Arbeit. Das Interdisziplinäre lag Britta Opel schon immer. „Es war sehr spannend zu erfahren, wie andere Berufsgruppen arbeiten.“ Der Austausch sei sehr intensiv gewesen. Was sie besonders schätzte: „Das Studium hat mir einen externen Blick auf das Gesundheitswesen ermöglicht“. Während ihrer Zeit an der EHD engagierte sie sich auch in Hochschulschulgremien und in der Fachschaft. „Ich hatte die Möglichkeit, die Hochschule auch intern zu erleben und die Verwaltungsseite kennenzulernen. Das war fast wie ein zweites Studium“, erinnert sie sich gerne. Fähigkeiten, die ihr später im Beruf nützlich waren.

Lange nach einem Job suchen musste Britta Opel nie. „Ich habe sechs Bewerbungen in meinem Leben geschrieben und drei der ausgeschriebenen Stellen bekommen.“ Noch im Studium wurde sie abgeworben von RECOM, einem Buch- und Softwareverlag, wo sie an der Entwicklung der Pflege- und Fachsprache ENP® mitarbeitetet und an Buchveröffentlichungen beteiligt war. Eine sehr internationale Arbeit, für die sie in ganz Europa unterwegs war. Bei der OptiMedis AG, einem Gesundheitsmanagement Unternehmen, arbeitetet sie im Projekt „Gesunder Odenwald“ mit. Bei einem Alumni-Treffen an der Evangelischen Hochschule kam sie schließlich mit der Fort- und Weiterbildung sowie dem innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement am Alice-Hospital in Darmstadt in Kontakt, dessen Leitung sie seit 2009 innehat. Zuständig ist sie für den Alice-Campus an der Dieburger Straße – mit Kinderklinik und Ärztehäusern rund tausend Beschäftigte, die Pflichtfortbildungen oder Weiterbildungen belegen, für die sie Workshops, Sport- und Gesundheitskurse anbietet, Anti-Stressmanagement oder Yoga.

Britta Opel arbeitet im Palliativteam, im Wundteam und der Schmerz AG mit, pflegt Kontakte zu Patienten*innen. Welche Bedürfnisse haben Mitarbeitende und Patienten? „Das Studium hat mir geholfen, einen Blick auf die Metaebene des Systems Krankenhaus zu werfen“, sagt sie. Ein tiefes Verständnis für Gesundheitskonzepte zu entwickeln, für Public Health oder die ethische Komponente. Derzeit macht sie selbst eine Weiterbildung zum Systemischen Coach. Mit 54 Jahren fühlt sie sich angekommen. „Nachfragen, Impulse geben, analytisch arbeiten – dafür war das Studium genau richtig“, lautet ihre Bilanz.

(Text: Astrid Ludwig)


Lena Ullrich

Das Studium war Orientierungshilfe

Lena Ullrich hat durch ihr Studium an der Evangelischen Hochschule zu ihrer heutigen Profession als Gesundheitsmanagerin gefunden. Während ihres Bachelor-Studiengangs „Pflege- und Gesundheitsförderung“ kam sie erstmals in Kontakt mit der Thematik der öffentlichen Gesundheitsfürsorge.

Begonnen hat ihre berufliche Laufbahn mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr in den Lahn-Werkstätten der Lebenshilfe in Marburg. Nach dem Abitur arbeitete Lena Ullrich dort in der Tagesförderstätte mit Menschen mit Behinderung. Dass Sie einen sozialen Beruf ergreifen wollte, war ihr früh klar. Schon während der Schulzeit hat sich Lena Ullrich für die Lebenshilfe in Marburg engagiert. „Das hat meinen Blick für die Schwachen in der Gesellschaft geschärft. Soziale Gerechtigkeit war immer ein Thema für mich“, sagt die heute 32-Jährige. Ihr familiärer Hintergrund war dabei sicherlich mitprägend – ihre Mutter arbeitet als Krankenschwester und Palliativschwester. Soziale, Pflege- und Gesundheitsberufe waren daher immer schon in ihrem Fokus.

Und so bewarb sich Lena Ullrich 2010 in Darmstadt an der Evangelischen Hochschule denn auch gleich für zwei Studiengänge – für Soziale Arbeit und für den Bachelorstudiengang Pflege- und Gesundheitsförderung. „Wobei mich der gesundheitliche Aspekt schließlich mehr angesprochen hat“, erzählt sie. Eine Entscheidung, die sie bis heute als die richtige empfindet. Während des sechssemestrigen Studiengangs spezialisierte sie sich auf Themen wie die Familiengesundheitspflege und eben Public Health – die Öffentliche Gesundheitsfürsorge. Ein Bereich, der damals noch relativ neu und im Aufbau war. Lena Ullrich reizte der ganzheitliche Blick daran, „diese Mischung aus Sozialarbeiterin und Krankenschwester“, wie sie es beschreibt.

„Über Module in meinem Studium habe ich zu diesem Thema gefunden. Es war die Orientierung für meinen weiteren Berufsweg“, erzählt die EHD-Alumna. Anschließend studierte sie an der Hochschule Fulda im Masterstudiengang „Public Health“ und arbeitet heute als Leiterin die „Gesundheitsregion plus“ im bayerischen Landkreis Miltenberg. Dort ist sie die Chefin der Geschäftsstelle, organisiert Gesundheitskonferenzen sowie Projekte und Arbeitsgruppen für den Kreis. Mitangeschoben haben sie und ihre Mitstreiter*innen unter anderem ein Pflegenetz sowie Projekte, die sich beispielsweise für gesundheitliche Chancengleichheit engagieren oder auch die ärztliche Versorgung der Region stärken wollen. Lena Ullrich holt in ihrer Funktion als Gesundheitsmanagerin Krankenkassen, Pflege- und Sozialeinrichtungen oder auch Ärzteschaft und Kliniken an einen Tisch. „Ich bin der Knotenpunkt, wo alle Fäden zusammenlaufen“, erklärt sie ihre Aufgaben.

Ihr Studium an der EHD habe sie gut auf diese Arbeit vorbereitet, erzählt die Mutter einer Tochter. Der Studiengang „Pflege- und Gesundheitsförderung“ habe zahlreiche Praktika beinhaltet, die sie in den verschiedensten Bereichen absolviert habe – in der Altenpflege, der kirchlichen Seelsorge, im Krankenhaus oder auch in der Physiotherapie. „Ich hatte Einblick in sehr viele Sparten, das hat mit sehr viel gebracht.“ Belegt hatte sie an der Evangelischen Hochschule auch ein Modul Kommunikation und Moderationstechniken. „Das hilft mir bei meiner heutigen Arbeit sehr.“ Als prägend empfindet sie die ethische Sichtweise, die an der Evangelischen Hochschule stets vermittelt wurde. Ein wichtiger Aspekt angesichts des zunehmenden Kosten- und wirtschaftlichen Drucks im Gesundheitssektor und dem Selbstoptimierungstrend in der Gesellschaft. Ein Blickwinkel, den sie sich in der täglichen Arbeit bewahren will. „Das hat mich die EHD gelehrt“, sagt Lena Ullrich. Vor vier Jahren ist sie übrigens an die Hochschule zurückgekehrt – als Lehrbeauftragte leitet sie an der EHD nun das Seminar „Gesundheitsförderung in der Kommune“.

(Text: Astrid Ludwig)