„Das Studium hat mir einen externen Blick auf das Gesundheitswesen ermöglicht“
Britta Opel verantwortet die Fort- und Weiterbildung bei der gemeinnützigen „Alice-Care“ am Alice-Hospital in Darmstadt und damit auch das innerbetriebliche Gesundheitsmanagement für rund tausend Beschäftigte. Die 54-Jährige hat an der Evangelischen Hochschule Pflege und Gesundheitsförderung studiert. Ein Studium, das ihr den externen Blick auf das Gesundheitswesen ermöglicht und sie fachlich auf ihr heutiges Berufsleben vorbereitet hat, lobt sie.
Den speziellen Geruch der Krankenhausflure, ärztliche Visite, Schwesternzimmer und OP-Säle – das alles hat Britta Opel schon als kleines Kind hautnah miterlebt. „Ich bin fast groß geworden im Krankenhaus“, scherzt sie. Nicht weil sie krank gewesen wäre, sondern weil ihr Vater Anästhesie-Pfleger war und sie viel teilhaben ließ an seinem Beruf. Dass sie später selbst in diesem Umfeld arbeiten wollte, war früh klar. „Eigentlich wollte ich jedoch Ärztin werden“, erinnert sich Britta Opel, die damals in Siegen lebte.
Die Zulassung zum Medizinstudium hatte sie in der Tasche, doch dann besann sich die junge Frau doch anders. Der Weg bis zur Berufsausübung erschien ihr sehr lang, die Arbeit als Assistenzärztin zu wenig wertgeschätzt. Opel wollte Zeit für die Menschen haben und Patienten nicht „durchschleusen“. Ende der 1980er Jahren entschied sie sich für eine Krankenpflegeausbildung, speziell für die Anästhesie wie sie schon ihr Vater gemacht hatte. Ausbildung und erste Berufsjahre verbrachte sie in einem interdisziplinären Team in der Notaufnahme einer Lübecker Klinik. Der enge kollegiale Austausch, das Miteinander verschiedener Fachrichtungen und die Zeit mit den Patienten*innen gefielen ihr sehr. Opel war früh Mutter geworden, die Arbeit als Krankenschwester beschreibt sie als einen „Beruf, in dem man immer arbeiten kann“.
Doch nach rund einem Jahrzehnt Krankenhausalltag ertappte sie sich bei dem Gedanken, „dass es mehr geben muss als praktisches Handeln“. Sie wollte ihre Praxiserfahrung mit theoretischem Wissen unterfüttern. Sowohl ihr Mann als auch sie entschieden sich für ein Studium in Darmstadt. Er hatte an der TU studiert und sie wählte die EHD. Mit fast 30 Jahren und als Mutter eines Teenagers saß sie also plötzlich mit teils viel jüngeren Kommilitonen*innen im Vorlesungssaal der Hochschule. „Ich war im ersten gemischten Jahrgang“, erinnert sie sich. Erstmals waren Studierende gleich nach der Schule ohne vorherige Ausbildung zum Studium in Pflege und Gesundheitswissenschaften an der EHD zugelassen. Opel war allerdings froh über ihr Vorwissen zu Krankenhausabläufen und Umgang mit Patienten. „Das hat mir im Studium sehr geholfen“, sagt sie.
Ihr Studium – während der Millenniumjahre noch mit Diplomabschluss – empfand sie als sehr bereichernd. Einige der Seminare besuchte sie gemeinsam mit Kommilitoninnen aus der Sozialen Arbeit. Das Interdisziplinäre lag Britta Opel schon immer. „Es war sehr spannend zu erfahren, wie andere Berufsgruppen arbeiten.“ Der Austausch sei sehr intensiv gewesen. Was sie besonders schätzte: „Das Studium hat mir einen externen Blick auf das Gesundheitswesen ermöglicht“. Während ihrer Zeit an der EHD engagierte sie sich auch in Hochschulschulgremien und in der Fachschaft. „Ich hatte die Möglichkeit, die Hochschule auch intern zu erleben und die Verwaltungsseite kennenzulernen. Das war fast wie ein zweites Studium“, erinnert sie sich gerne. Fähigkeiten, die ihr später im Beruf nützlich waren.
Lange nach einem Job suchen musste Britta Opel nie. „Ich habe sechs Bewerbungen in meinem Leben geschrieben und drei der ausgeschriebenen Stellen bekommen.“ Noch im Studium wurde sie abgeworben von RECOM, einem Buch- und Softwareverlag, wo sie an der Entwicklung der Pflege- und Fachsprache ENP® mitarbeitetet und an Buchveröffentlichungen beteiligt war. Eine sehr internationale Arbeit, für die sie in ganz Europa unterwegs war. Bei der OptiMedis AG, einem Gesundheitsmanagement Unternehmen, arbeitetet sie im Projekt „Gesunder Odenwald“ mit. Bei einem Alumni-Treffen an der Evangelischen Hochschule kam sie schließlich mit der Fort- und Weiterbildung sowie dem innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement am Alice-Hospital in Darmstadt in Kontakt, dessen Leitung sie seit 2009 innehat. Zuständig ist sie für den Alice-Campus an der Dieburger Straße – mit Kinderklinik und Ärztehäusern rund tausend Beschäftigte, die Pflichtfortbildungen oder Weiterbildungen belegen, für die sie Workshops, Sport- und Gesundheitskurse anbietet, Anti-Stressmanagement oder Yoga.
Britta Opel arbeitet im Palliativteam, im Wundteam und der Schmerz AG mit, pflegt Kontakte zu Patienten*innen. Welche Bedürfnisse haben Mitarbeitende und Patienten? „Das Studium hat mir geholfen, einen Blick auf die Metaebene des Systems Krankenhaus zu werfen“, sagt sie. Ein tiefes Verständnis für Gesundheitskonzepte zu entwickeln, für Public Health oder die ethische Komponente. Derzeit macht sie selbst eine Weiterbildung zum Systemischen Coach. Mit 54 Jahren fühlt sie sich angekommen. „Nachfragen, Impulse geben, analytisch arbeiten – dafür war das Studium genau richtig“, lautet ihre Bilanz.
(Text: Astrid Ludwig)