Eine große Herausforderung
Silvia Lüer arbeitete bereits viele Jahre als Erzieherin, als sie die Kita gegen den Hörsaal eintauschte.
Silvia Lüer war 54 Jahre alt, als sie sich für ein Bachelorstudium in Kindheitspädagogik an der EHD einschrieb. „Ich habe keinen Augenblick bereut“, betont sie. Heute arbeitet sie als Fachberaterin für Kindertagesstätten im Zentrum Bildung der EKHN in Darmstadt. Diese Stelle trat sie schon während des Studiums an.
Offiziell ist Silvia Lüer noch Studentin im Studiengang „Childhood Studies“, derzeit schreibt die Mühltalerin an ihrer Bachelorarbeit. Die Zeit dafür muss sie sich jedoch gut einteilen, denn im Dezember 2019 hat sie bereits ihre Stelle als Fachberaterin für Kindertagesstätten im Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau angetreten. 20 Stunden arbeitet sie dort aktuell, nach ihrem Bachelorabschluss werden es 25 Wochenstunden sein. Zusammen mit drei Kolleg/inn/en betreut sie evangelische Kindertagesstätten im Dekanat Bergstraße und Ried.
Das multiprofessionelle Team des Fachbereichs Kindertagesstätten berät Einrichtungen in pädagogischen, religionspädagogischen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Fragen, unterstützt die Träger, Leitungen und Erzieherinnen in der Qualitätsentwicklung der Kita, bei Fragen des Kinderschutzes oder, wenn es um religiöse und interkulturelle Bildungsinhalte geht. Silvia Lüer hilft, Konzepte zu entwickeln oder Not- und Konfliktsituationen zu bewältigen. Um beispielsweise neueste wissenschaftliche Erkenntnisse oder Gesetzesänderungen weiterzugeben, bietet das Team ebenso Fortbildungen, Studientage oder Fachtagungen an. Ziel ihrer Arbeit ist „ein gut gelebter Alltag in den Betreuungseinrichtungen. Glückliche Kinder, zufriedene Fachkräfte und Eltern“, fasst die 57-Jährige das Engagement zusammen. Die Arbeit des Darmstädter Zentrums der EKHN näher kennenzulernen hatte sich Silvia Lüer schon während des Studiums gewünscht. „Hauptschwerpunkt ist die Qualitätsentwicklung der Kitas und die Professionalisierung pädagogischer Fachkräfte. Das hat mich interessiert und deshalb wollte ich unbedingt hierhin“, lacht sie. Als der erhoffte Platz im Zentrum für ein Praxissemester jedoch bereits belegt war, legte sie extra ein Urlaubssemester ein und wartete. Beim nächsten Anlauf war dann ein Praktikumsplatz frei und Silvia Lüer am Ziel ihrer Wünsche. So viel Engagement muss einen guten Eindruck hinterlassen haben, denn als einige Zeit später eine Stelle frei wurde, bot man ihr einen Arbeitsvertrag an.
Silvia Lüer kann viele Jahre Berufserfahrung als Erzieherin vorweisen. Mit über 50 ein Studium zu beginnen, war dennoch eine „große Herausforderung“, sagt sie. Zuvor hatte sie eine Weiterbildung an der Akademie des Elisabethenstifts in Darmstadt zur Sprachexpertin gemacht. „Dabei bin ich auf den Geschmack gekommen.“ Den Studiengang „Childhood Studies“, der inzwischen Kindheitspädagogik heißt, wählte sie, weil sie sich neue inhaltliche und wissenschaftliche Felder erschließen wollte. Die „familiäre Art des Studiums und das evangelische Profil der EHD“ sprachen sie an. „Ich habe auch vorher schon bewusst in evangelischen Kitas gearbeitet“, betont die Mühltalerin. Silvia Lüer hat eine Hörschwäche, muss seit Jahren Hörgeräte tragen. Ein Handicap, auf das im Studienalltag Rücksicht genommen wurde - in Vorlesungen und Seminaren war ein Platz in der ersten Reihe immer für sie frei. Auch als ältere Studierende fühlte sie sich akzeptiert, betont sie. Das Miteinander von Jung und Alt habe sogar Synergien erzeugt. „Ich habe Unterstützung bei den Digitalen Medien bekommen und im Gegenzug habe ich meine Berufserfahrung eingebracht“, lacht sie.
(Text: Astrid Ludwig)