Ringvorlesung „Teilhabe gestalten. International denken, kommunal handeln"
Rückblick auf den Vortrag vom 10. Juli 2025
Prof. Dr. Peter Groß, EH Darmstadt
Im Sommersemester 2025 setzte sich der Studiengang Inclusive Education/Heilpädagogik mit dem Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention der Wissenschaftsstadt Darmstadt auseinander. Dafür wurden verschiedenen Fachleute aus der Wissenschaftsstadt Darmstadt eingeladen, darunter die Bürgermeisterin, Frau Akdeniz, der Verfahrenslotse des städtischen Jugendamts, Herr Illig sowie der Leiter des Darmstädter Eigenbetriebs, Herr Cuntz. In einer letzten Sitzung suchte nun Prof. Dr. Peter Groß, Initiator der Ringvorlesung, einen Ausblick auf Entwicklungsmöglichkeiten der inklusiven Stadtentwicklung zu geben.
„Durch die Covid-19 Pandemie scheint es nicht nur zu einem gesellschaftlichen Lock-Down gekommen zu sein, sondern auch zu einem Lock-Down der Kooperationen“, so Prof. Dr. Groß. Eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen EHD und der Wissenschaftsstadt soll nun wiederbelebt werden. Die Gestaltung von Teilhabeverhältnissen in der Wissenschaftsstadt hate mit Veröffentlichung des Darmstädter Aktionsplans „Auf dem Weg zur inklusiven Stadt“ im Jahr 2016 Fahrt aufgenommen. Bis zum Ende des Jahres 2017 sollten eine Reihe von Initiativen verwirklicht werden. „Über den aktuellen Stand der Bemühungen ist leider wenig bekannt“. Und, so Groß weiter: „Es gibt eine Reihe einzelner Teilerfolge, Daten zu Art und Umfang gesellschaftlicher Teilhabe älterer Bürger:innen mit Schwerbehindertenstatus, von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderungen und/oder von Bürger:innen mit wesentlichen Teilhabebeeinträchtigungen finden sich dagegen nicht.“
Stadtplanung hat zum einen die Bedürfnisse und Bedarfe der aktuellen Stadtbevölkerung zu beachten, zum anderen aber auch die der nachwachsenden Generation. Stadtplanung hat es also mit Spekulativem zu tun, mit der Frage, was in Zukunft wichtig sein wird. Die Zukunft findet dabei schon in der Gegenwart statt, so Groß, der sich auf Bernhard Waldenfels bezieht. Sie wird aber noch als Un-Alltägliches wahrgenommen, das sich in den Alltag einnistet. Es gibt einen gesellschaftlichen Umgang damit, der sowohl ein Um-gehen beinhaltet als auch einen realpolitischen Um-gang mit den damit verbundenen Anforderungen. Beispielhaft sei das bei der Zunahme kultureller Vielfaltsverhältnisse (Diversity) in der Stadtgesellschaft beobachtbar. Laut Sozialatlas Darmstadt 2025 haben 24,86% der Bürger:innen keine deutsche Staatsangehörigkeit und 54,68% der Darmstädter Bürger:innen haben einen Migrationshintergrund. Darmstadt ist damit eine multikulturelle Stadt, die von den Nachfolgegenerationen ehemaliger ‚Gastarbeiter*innen‘ und den heutigen Flüchtlingen aus den Krisengebieten der Welt entscheidend mitgestaltet wird. In Zukunft wird es darauf ankommen, wie man auf die ethnischen Verschiedenheiten zu-gehen wird, ein um-gehen wird auf Dauer zu wenig sein.
„Die Zunahme gesellschaftlicher Diversität legitimiert eine inklusive Stadtentwicklung. Sie macht sie geradezu notwendig“, so Groß. Bürgermeisterin Akdeniz hatte in ihrem Beitrag davon gesprochen, dass man bei der inklusiven Stadtentwicklung keine weiteren Leuchttürme benötige, sondern Inklusion in die Breite der Stadtgesellschaft bringen wolle. Damit dies gelingt, sollte – so Professor Groß - der Sozialatlas weiterentwickelt werden und einen Teilhabeindex, einen Segregationsindex und eine Unterscheidung zwischen Status- und Dynamikindizes etablieren. Außerdem gehe es darum, diejenigen Personen zu befragen, die sich durch den Aktionsplan Verbesserungen ihrer Lebensqualität versprechen.
In Kürze werden sich die Akteure der Veranstaltung zusammenfinden und sich über Inhalte und Wege der angestrebten Wiederaufnahme der Kooperation zwischen EHD und Wissenschaftsstadt austauschen. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht.
Prof. Dr. Peter Groß