Felix Neuber hat an der EHD Pflege- und Gesundheitswissenschaften studiert und sich später zusätzlich zur Pflegefachkraft ausbilden lassen. Ursprünglich hatte er ein Jurastudium begonnen, doch die Betreuung alter Menschen machte ihm mehr Freude. Nach Jahren im Ausland arbeitet er heute im Fachdienst Pflege der Nieder-Ramstädter Diakonie.
An den Wettstreit der Gefühle erinnert sich Felix Neuber noch sehr genau. Unter der Woche studierte er in Marburg Rechtswissenschaften und an den Samstagen und Sonntagen arbeitete er im Altenheim, um sein Studium zu finanzieren. „Der Unterschied war enorm“, sagt er. Die Atmosphäre bei den Juristen behagte ihm nicht, er empfand es als „Ellenbogen-Mentalität und fehlendes Miteinander“. Die „Karrierestrebsamkeit“, störte ihn. An den Wochenenden hingegen, „mit den Bewohnern im Altenheim habe ich mich wohlgefühlt. Das war das genaue Gegenteil.“ Schon während seines Zivildienstes hatte der gebürtige Darmstädter, der im Odenwald aufwuchs, im Seniorenheim gearbeitet und die Pflege kennengelernt.
Nach mehreren Semestern Jura zog Neuber die Notbremse und wechselte an die Evangelische Hochschule Darmstadt, die ihm Freunde empfohlen hatten. Den Bereichen Pflege und Gesundheit, die er aus der Praxis schon kannte, näherte er sich nun theoretisch wissenschaftlich. Die EHD war die richtige Wahl: „Das Studium war verschulter, ich habe mich mehr begleitet gefühlt“, sagt er. Studiert wurde in kleinen Gruppen statt in voll belegten Hörsälen, „die Dozenten*innen haben sich um uns gekümmert. Das war fast schon familiär.“
Inhaltlich setzte sich Neuber früh Schwerpunkte. Ihn interessierte nicht nur das Thema Alter und Demographie, sondern auch der Bereich der interkulturellen, transkulturellen Pflege und der Aspekt der Gesundheitsförderung für Menschen mit Migrationshintergrund - die Generation der „Gastarbeiter“, wie sie in den 1960er Jahren genannt wurde, und ihre Kinder, die heute in Deutschland älter und pflegebedürftig werden. Neuber spricht von „der sozialen Dimension der Gesundheit“. Ein Thema, das durch seine eigene Biografie bereichert wird. Seine Frau hat türkische Wurzeln. Mit ihr ging Felix Neuber nach dem Studienabschluss an der EHD nach Istanbul, wo er mit zweijähriger Unterbrechung bis 2014 lebte und arbeitete. Der 46-Jährige kannte die Metropole am Bosporus bereits. Schon das fürs Studium an der EHD erforderliche Praktikum hatte der Odenwälder damals an einem Deutschen Altenheim in Istanbul gemacht.
Während seiner Dekade in der Türkei arbeitete Neuber nicht im Bereich der Pflege, sondern unter anderem am Berlitz-Sprachinstitut als Deutschlehrer, wofür er eine methodisch, didaktische Fernausbildung am Goethe-Institut gemacht hatte. Nach der Rückkehr der inzwischen vierköpfigen Familie nach Darmstadt machte der EHD-Alumnus jedoch eine Ausbildung beim DRK zur Pflegefachkraft. Viele Jahre arbeitete er danach in einem Seniorenzentrum des Deutschen Roten Kreuzes in Darmstadt-Arheilgen, bevor er im April 2021 in den Fachdienst Pflege der Nieder-Ramstädter Diakonie in Zwingenberg an der Bergstraße wechselte. Die Arbeit im Seniorenzentrum machte ihm Spaß. „Es gab viele schöne Momente mit den Bewohnern“, betont er. Felix Neuber liebt den Kontakt zu den Menschen, betont aber auch, „dass die Arbeitsbedingungen nicht immer leicht sind.“ Nun also der berufliche Wechsel von der Praxis in die Planung und Organisation. Eine neue Aufgabe, auf die er gespannt ist.
Zwischendrin ist der EHD-Absolvent übrigens gerne an seine Alma Mater zurückgekehrt: Zwischen 2017 und 2019 hielt Felix Neuber an der EHD vier Seminare „Fachdeutsch für hochschulische Pflege“. Seminarteilnehmende waren Studierende aus dem Ausland. Irgendwie schließt sich da der biografische Kreis.
Text: Astrid Ludwig