Ringvorlesung „Teilhabe gestalten. International denken, kommunal handeln"
Rückblick auf den Vortrag am 26. Juni 2025
Wie unterstützt der Eigenbetrieb Darmstädter Werkstätten und Wohneinrichtungen Teilhabe?
Im Rahmen der Ringvorlesung am 26. Juni 2025 berichtete Herr Wolfram Cuntz, Einrichtungsleiter des Eigenbetriebs Darmstädter Werkstätten und Wohneinrichtungen, über aktuelle Aspekte der sozialen Teilhabe und der Teilhabe an Arbeit von eingliederungshilfeberechtigten Darmstädter Bürger:innen. In der Kurt-Jahn-Anlage unterstützt der Eigenbetrieb insgesamt 63 Menschen mit wesentlichen Teilhabebeeinträchtigungen in zehn Wohngemeinschaften. In eigenen oder selbst angemieteten Wohnungen leben insgesamt 25 Personen und nutzen Leistungen der aufsuchenden Teilhabeassistenz. Die Werkstätten des Eigenbetriebs bieten 250 Arbeitsplätze in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfBM) an. Zudem gibt es Angebote der beruflichen Bildung und eine Tagesförderstätte.
Herr Cuntz berichtet aus der Perspektive von ‚Sonder-Einrichtungen‘, die eigentlich aufgelöst werden sollten, zum aktuellen Zeitpunkt der Stadtentwicklung allerdings noch benötigt werden und notwendig seien. Auf der einen Seite beschreibt der Einrichtungsleiter, dass die sozialen Netzwerke derjenigen, die die Dienstleistungen des Eigenbetriebs in Anspruch nehmen, meist nur aus Familienangehörigen und Personen der Einrichtung bestehen. Die effiziente Organisation und die sozialwirtschaftliche Ausrichtung führen zu einem institutionalisierten Eigenleben in den Einrichtungen. Aufgrund des Unterstützungsbedarfs sei aber der institutionelle Schutzraum notwendig und die Werkstatt sei ein guter Ort für Menschen aber leider nicht inklusiv.
„Wir setzen den Systemwechsel in den realen Bedingungen um und machen einfach“, berichtet Wolfram Cuntz. Die personenzentrierte Ausrichtung an den individuellen Wünschen und Zielen der Leistungsnehmer:innen sei hilfreich, die Aufgabe, konkrete Verbesserungen von Teilhabemöglichkeiten im Sozialraum herzustellen, stehe allerdings stets vor der Frage, wer hier was verbessern müsse. Der Einrichtungsleiter des Eigenbetriebs stellt pragmatisch fest, dass Integration und Inklusion stets eine Nachbarschaft oder einen Freundes- und Bekanntenkreis voraussetzen, die sich den Anliegen von Bürger:innen mit Teilhabebedarfen öffnen. Soziale Teilhabe findet konkret in der Disko im Partykeller oder dem Musikclub in der Centralstation statt. Auch mit dem Martinsviertel und anderen Sozialraumprojekten gebe es einen regen Austausch, so Cuntz.
„Wir verfolgen das Ziel einer inklusiven Gesellschaft“ meint der Einrichtungsleiter, „aber wir haben die Menschen im Blick und versuchen unsere Arbeit in den Einrichtungen so gut wie möglich zu machen“. Auf die Frage, warum die behinderten Mitarbeiter:innen der ‚grünen Gruppe‘ nicht über das im SGB IX neu aufgenommene Budget für Arbeit in die städtische Abteilung für Grünflächenerhaltung wechseln, gibt Wolfram Cuntz keine wirklich zufriedenstellende Antwort. Vielleicht finden sich im Laufe der Zeit Antworten, meint der Einrichtungsleiter. Man sei ja nun im Gespräch.