Unsere Absolvent:innen - Experten im Gesundheitswesen

Über 450 Studierende der Pflegewissenschaft haben Ihr Studium an der EHD bereits erfolgreich abgeschlossen und konnten sich in interessanten Positionen im Gesundheitswesen etablieren. Wir fragten einige nach ihren Aufgaben- und Handlungsfelder.

 


Dr. Stefan Scheydt

„Ich arbeite derzeit am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, wo ich als Leiter der Arbeitsgruppe Psychiatrische Pflegeforschung tätig bin. Der Fokus meiner Arbeit liegt in den Bereichen der pflegebezogenen Versorgungsforschung sowie der angewandten Pflegeforschung. Somit liegt mein Arbeitsschwerpunkt in der Initiierung, Koordination, Bearbeitung und Publikation von Forschungsstudien zu unterschiedlichsten Themen der psychiatrischen Pflege, derzeit vorrangig zu den Themen Advanced Psychiatric Nursing Practice/ Akademisierung der Pflege oder Public/ Community Mental Health Nursing. Weiter bin ich als Dozent an unterschiedlichen Hochschulen tätig.

Im Rahmen des Masterstudiengangs Pflegewissenschaft wurde ich gut auf meine derzeitige Tätigkeit vorbereitet, vor allem, weil ich dort das selbstständige Erarbeiten von zum Teil komplexen Sachverhalten lernen konnte. Auch die Inhalte des Studiums, v.a. in Bezug auf qualitative Methoden der Sozialforschung und Methoden der Konzeptentwicklung, haben meinen Start in den Arbeitsalltag enorm erleichtert.“

Foto: privat

Kerstin Hagmann

„Aktuell bin ich im Bereich der Pflegepädagogik beschäftigt. Als Lehrkraft in der Pflege gestalte ich sowohl den theoretischen Unterricht als auch den praktischen Unterricht in Form von SkillsLabs. Dabei gewinnen digitale Lernformen immer mehr an Bedeutung. Ferner begleite ich die Auszubildenden während der Ausbildung. Daneben unterrichte ich in der Weiterbildung von Praxisanleiter:innen.

Parallel dazu nehme ich Lehraufträge im hochschulischen Bereich wahr. Hier liegt mir das Thema Körperbild am Herzen. Zudem engagiere ich mich als Dozentin in der Ausbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen in der Hospiz - und Palliativarbeit.

Mittlerweile arbeite ich mit Personen aus verschiedenen Zielgruppen, die ganz unterschiedliche Bedarfe und Bedürfnisse aufweisen. Hier kann ich auf die Inhalte des Studiums zurückgreifen. Es wurden die Fähigkeiten zu einem Perspektivwechsel als auch zur Reflexion geschärft. Beides ist, neben dem raschen Einarbeiten in Themenbereiche, essenziell für meine Tätigkeit.“

Foto: privat

Prof. Dr. Karsten Gensheimer

„Ich bin Professor für Pflegepraxis mit dem Schwerpunkt psychische Gesundheit. Meine Aufgabe dabei ist es, Studierende zu befähigen, den Zustand der psychischen Gesundheit zu analysieren, die Probleme im Bereich der psychischen Gesundheit zu erforschen und geeignete Lösungsvorschläge für die Gegenwart und die Zukunft entwickeln zu können.

Meine Aufgaben neben der Hochschullehre:

  • Koordination von Projekten zur Gesundheitsförderung und Krankheitsvermeidung
  • Konzeption, Implementierung und Evaluation bedarfsgerechter gesundheitsfördernder Strukturen
  • Analyse der Bedingungsfaktoren von Gesundheit und Krankheit
  • Entwicklung und Beurteilung wissenschaftlich fundierter Lösungsansätze zur Weiterentwicklung der psychischen Gesunderhaltung

Durch den Master-Studiengang konnte ich anwendungsorientiertes Fachwissen über die wesentlichen Strukturen sowie Aufgaben der Akteure im (inter)nationalen Gesundheitswesen erlangen. Darüber hinaus konnte ich erste Erfahrungen in diversen Forschungsprojekten sammeln. Durch spezielle Kenntnisse der Pflege- und Gesundheitswissenschaften war ich schnell in der Lage, Ziele und Strategien für Gesundheits- und Präventionsmaßnahmen hinsichtlich Qualität, Kosten und Effizienz auszuarbeiten, zu bewerten und zu steuern. Dies erfolgte auf Basis von Forschungsarbeiten und unter Berücksichtigung von ökonomischen, rechtlichen, sozialen und ethischen Anforderungen.“

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Marco Sander

„Nach dem erfolgreichen Abschluss des Masterstudiengangs Pflegewissenschaft an der Evangelischen Hochschule Darmstadt im Jahr 2014 arbeite ich derzeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am 2020 neu gegründeten Institut für Pflegewissenschaft der Universität zu Köln.

Direkt nach dem Masterabschluss arbeitete ich noch einige Zeit als Pflegedienst- und Einrichtungsleitung in einer stationären Langzeitpflegeeinrichtungen für Menschen mit schweren neurologischen Schädigungen („Wachkoma“) und wechselte 2016 an die Universität zu Lübeck, an welcher ich als Studiengangskoordinator des dortigen dualen Bachelorstudiengangs Pflege tätig war. Nebenbei engagierte ich mich ehrenamtlich im Vorstand der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein und engagiere mich als Delegierter des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK e.V.). Seit 2018 übe ich mein Wirken in einem Gewaltpräventionsprojekt in unterschiedlichen Pflegesettings aus und promoviere auch in diesem Projekt.

Warum ich das alles aufzähle? Weil mich das Studium in Darmstadt perfekt auf diese Aufgaben vorbereitete. Neben eines vertieften Wissens pflegewissenschaftlicher Grundlagen, begleiteten mich auch die im Studium erworbenen ethischen, berufspädagogischen sowie berufspolitischen Kenntnisse und Fertigkeiten in viele facettenreiche Aufgabengebiete unseres pflegerischen Berufsstandes und ich fühlte mich durch diese Vorbereitungen gut für die jeweiligen Gebiete gerüstet.“

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Isabelle Foth

"Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für evangelische Theologie und Religionspädagogik an der TU Braunschweig. Mein Tätigkeitsfeld umfasst die Bereiche Forschung, Projektarbeit und Lehre. Im Bereich der Forschung arbeite ich an meiner Dissertation und führe eine qualitative Studie zu den Wahrnehmungen, Praxiserfahrungen und Perspektiven von geschulten Advance-Care-Planning-GesprächsbegleiterInnen bezogen auf den ACP-Gesprächsprozess durch. Im Rahmen der Projektarbeit nehme ich an Forschungsaktivitäten zum interdisziplinären Forschungsschwerpunkt „Ethik und Anthropologie der Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung“ teil.

Der Studiengang hat mich sehr gut auf meine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin vorbereiten können. Hier erlernte ich qualitative und quantitative Forschungsmethoden, die ich nun sicher und reflektiert im Rahmen meiner Dissertation, sowie in der interdisziplinären Projektarbeit anwenden kann. Der Modulaufbau ermöglichte uns einen gesamten Forschungsprozess zu durchlaufen. Von der Konzeption, über die Recherche, Planung, bis hin zur Durchführung des eigenen Forschungsprojektes mitsamt Evaluation konnte die bis dato erlernte Theorie unter optimaler beratender Begleitung durch die ProfessorInnen und Lehrenden in die Praxis umgesetzt werden. Daneben entwickelte sich durch das Modul „Patientenautonomie und Advance Care-Planning“ mein Interesse an diesen Themenbereich und ebnete die Wege hin zu meinem aktuellen Forschungsschwerpunkt Advance-Care-Planning aus Praxisperspektive.“

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Felix Neuber

Felix Neuber hat an der EHD Pflege- und Gesundheitswissenschaften studiert und sich später zusätzlich zur Pflegefachkraft ausbilden lassen. Ursprünglich hatte er ein Jurastudium begonnen, doch die Betreuung alter Menschen machte ihm mehr Freude. Nach Jahren im Ausland arbeitet er heute im Fachdienst Pflege der Nieder-Ramstädter Diakonie.

An den Wettstreit der Gefühle erinnert sich Felix Neuber noch sehr genau. Unter der Woche studierte er in Marburg Rechtswissenschaften und an den Samstagen und Sonntagen arbeitete er im Altenheim, um sein Studium zu finanzieren. „Der Unterschied war enorm“, sagt er. Die Atmosphäre bei den Juristen behagte ihm nicht, er empfand es als „Ellenbogen-Mentalität und fehlendes Miteinander“. Die „Karrierestrebsamkeit“, störte ihn. An den Wochenenden hingegen, „mit den Bewohnern im Altenheim habe ich mich wohlgefühlt. Das war das genaue Gegenteil.“ Schon während seines Zivildienstes hatte der gebürtige Darmstädter, der im Odenwald aufwuchs, im Seniorenheim gearbeitet und die Pflege kennengelernt.

Nach mehreren Semestern Jura zog Neuber die Notbremse und wechselte an die Evangelische Hochschule Darmstadt, die ihm Freunde empfohlen hatten. Den Bereichen Pflege und Gesundheit, die er aus der Praxis schon kannte, näherte er sich nun theoretisch wissenschaftlich. Die EHD war die richtige Wahl: „Das Studium war verschulter, ich habe mich mehr begleitet gefühlt“, sagt er. Studiert wurde in kleinen Gruppen statt in voll belegten Hörsälen, „die Dozenten*innen haben sich um uns gekümmert. Das war fast schon familiär.“

Inhaltlich setzte sich Neuber früh Schwerpunkte. Ihn interessierte nicht nur das Thema Alter und Demographie, sondern auch der Bereich der interkulturellen, transkulturellen Pflege und der Aspekt der Gesundheitsförderung für Menschen mit Migrationshintergrund - die Generation der „Gastarbeiter“, wie sie in den 1960er Jahren genannt wurde, und ihre Kinder, die heute in Deutschland älter und pflegebedürftig werden. Neuber spricht von „der sozialen Dimension der Gesundheit“. Ein Thema, das durch seine eigene Biografie bereichert wird. Seine Frau hat türkische Wurzeln. Mit ihr ging Felix Neuber nach dem Studienabschluss an der EHD nach Istanbul, wo er mit zweijähriger Unterbrechung bis 2014 lebte und arbeitete. Der 46-Jährige kannte die Metropole am Bosporus bereits. Schon das fürs Studium an der EHD erforderliche Praktikum hatte der Odenwälder damals an einem Deutschen Altenheim in Istanbul gemacht.

Während seiner Dekade in der Türkei arbeitete Neuber nicht im Bereich der Pflege, sondern unter anderem am Berlitz-Sprachinstitut als Deutschlehrer, wofür er eine methodisch, didaktische Fernausbildung am Goethe-Institut gemacht hatte. Nach der Rückkehr der inzwischen vierköpfigen Familie nach Darmstadt machte der EHD-Alumnus jedoch eine Ausbildung beim DRK zur Pflegefachkraft. Viele Jahre arbeitete er danach in einem Seniorenzentrum des Deutschen Roten Kreuzes in Darmstadt-Arheilgen, bevor er im April 2021 in den Fachdienst Pflege der Nieder-Ramstädter Diakonie in Zwingenberg an der Bergstraße wechselte. Die Arbeit im Seniorenzentrum machte ihm Spaß. „Es gab viele schöne Momente mit den Bewohnern“, betont er. Felix Neuber liebt den Kontakt zu den Menschen, betont aber auch, „dass die Arbeitsbedingungen nicht immer leicht sind.“ Nun also der berufliche Wechsel von der Praxis in die Planung und Organisation. Eine neue Aufgabe, auf die er gespannt ist.

Zwischendrin ist der EHD-Absolvent übrigens gerne an seine Alma Mater zurückgekehrt: Zwischen 2017 und 2019 hielt Felix Neuber an der EHD vier Seminare „Fachdeutsch für hochschulische Pflege“. Seminarteilnehmende waren Studierende aus dem Ausland. Irgendwie schließt sich da der biografische Kreis.

Text: Astrid Ludwig